Durchziehendes und plünderndes Kriegsvolk - seit
den Niederländischen Unabhängigkeitskriegen (ab 1568), im Dreißigjährigen Krieg
(1618-1648) und schließlich in den Reuninonskriegen Ludwig XIV. (vor allem im
Pfälzischen Krieg 1688-1697) - verschärften seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert
die Lage der Bevölkerung dramatisch.
Gegen kleinere marodierende Landsknechtgruppen vermochte
man sich zunächst noch zur Wehr zu setzen, wie die Gefangennahme des berüchtigten
Marodeurs Anton Langhaar beweist. Der Monschauer, Hauptmann im Dienste des
Markgrafen von Baden, trieb Ende des 16. Jahrhunderts sein Unwesen. Mit seinem
bewaffneten Haufen drangsalierte er von Kastellaun aus die Umgegend, bis ihm
die mutigen Ellenz-Poltersdorfer auf einem seiner Raubzüge für immer das
Handwerk legten. Gegen die spanischen, schwedischen und später französischen
Armeen war indes Widerstand zwecklos. Eindringlich berichtet die Beilsteiner
Klosterchronik von der Not während des Pfälzischen Krieges. Erwähnt wird auch
ein kleines Scharmützel am 20.04.1689 bei Poltersdorf. Gegen Mitternacht
überfielen deutsche Soldaten zwei französische Schiffe die nach der Festung
Mont Royal unterwegs waren und töteten 27 Franzosen.
Bis 1684 sinkt die im 15. und 16. Jahrhundert noch
stark angewachsene Einwohnerzahl um 55 %. Erst im 18. Jahrhundert erholt sich
das Moselland langsam von den Kriegslasten. Den Bevölkerungsstand von 1563
erreicht die Gemeinde aber erst nach 1800 wieder. Besonders in Erinnerung geblieben
ist die Pestepedemie von 1624, die - wohl durch einquartierte spanische
Soldaten eingeschleppt - unzählige Opfer forderte. Zum Dank für die Befreiung
von der Seuche errichteten die Bürger am Ellenzer Moselufer eine Kapelle zu
Ehren des hl. Sebastians und gelobten alljährlich seinen Festtag feierlich zu
begehen. Pestbruderschaft und Sebastianusfest haben sich bis heute erhalten.
Ursprünglich waren die Grafen von Metternich-Winneburg-Beilstein die
Patronatsherren der Bruderschaft. Ihnen verdankt die Gemeinde ihr wertvollstes
Kunstwerk - ein venezianischen Tafelbild Sacra
Conversazione aus dem engsten Umkreis des weltberühmten Giovanni Bellini,
um 1480 geschaffen. Bei der Räumung der Burg Beilstein vor den heranrückenden
Truppen des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. im Jahr 1689, überließ Graf
Franz Ferdinand das Gemälde der Sebastianus-Bruderschaft.
(Verfasser: Michael Hermes)