Mord im Weinkeller

 Die Sing- und Theatergruppe Ellenz-Poltersdorf überzeugte auch in diesem Jahr, an zwei Abenden, vor ausverkauftem Haus mit ihrem Können.

Mehrere Monate anstrengender Vorbereitungen haben sich gelohnt. Mit der Kriminalkomödie in drei Akten "Mord im Weinkeller" von Claudia Ott, konnte die Truppe wieder einmal ihr Publikum in den Bann ziehen und an die Erfolge vergangener Jahre anknüpfen.

Auch wenn der Titel des Stücks anderes vermuten ließ, Unterhaltung war wie immer Trumpf in der viel Aufwand zur Bühne umfunktionierten Schulturnhalle. Schon das von Dieter Schulz entworfene Bühnenbild – ein großer alter Gewölbekeller – war einen besonderen Applaus wert. So sprang der Funke der Begeisterung schnell von den Akteuren auf das Publikum über.

Einen vermeintlichen Mord galt es aufzuklären. - Nur wie soll man einen Mörder finden, wenn es schon an der Leiche fehlt. - Doch der Reihe nach:

Betty (authentisch und resolut gespielt von Yvonne Reichertz) ist die Alleineigentümerin des Hotels „Zum singenden Wirt", das sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Heinz (Anja Schneiders einmal mehr herzerfrischend in Männerhosen) betreibt. Beide haben alle Hände voll zu tun, denn ihre Idee eines Wochenendarrangements mit Weinprobe und Weinverkauf - „Shoppen mit Schoppen" - ist ein voller Erfolg. Allerdings spricht Heinz nur zu gerne selbst dem Weine zu und schaut dabei schon mal „zu tief ins Glas". Wie der Weinlieferant des Hauses weiß (Regisseur Rudi Berresheim erfüllte sich mit diesem Kurzauftritt auf der Bühne einen langgehegten Wunsch), hat ihm seine Frau deshalb sogar schon mit dem Rauswurf gedroht. Außerdem hat die wegen ihrer Schönheit für die Weinproben zur Weinprinzessin gekürte Christina I. so gar keine Ahnung vom Wein (Sonja Fuhrmann-Weber, ihres Zeichens ehemalige Gebietsweinprinzessin von Mosel-Saar-Ruwer, wusste sich hierfür mit viel Können zu verstellen). Widerwillig muss ihr deshalb der italienische Sternekoch des Hotels („akzentreich" gespielt vom quirligen Multitalent Dieter Schulz) zur Seite stehen.

Die Gäste jedenfalls sind begeistert. Lydia (trotz Bänderdehnung bravourös gespielt von Andrea Serwazi) und Agathe (hervorragend verkörpert von Maria Oster), zwei Damen mit Hang zur Kriminalistik, lassen sich ebenso vom Wein verzaubern, wie der etwas vergeistigt daherkommende Doktorand Herr Lischke (Michael Hermes schien die Rolle auf den Leib geschneidert), der im Hotel seine Denkblockaden überwinden will, um endlich seine Doktorarbeit fertig zu stellen. Als der trinkfreudige Heinz dann nach einigen Schoppen seine zünftigen Lieder anstimmt, kennt die Stimmung keine Grenzen mehr. Für das anschließende Aufräumen wurde ja extra Erika, die Putzfrau, eingestellt (Silvia Fett gab mit dieser kleinen aber bedeutsamen Rolle ein tolles Debüt).

Groß ist indes die Aufregung als am nächsten Morgen eine nichtidentifizierte Leiche auf dem Kellerboden liegt. Die „zwei Miss Marples" Lydia und Agathe machen sich mit Eifer an die Aufklärung des Verbrechens und vermuten bald die Mafia, in Person von Koch Luigi, am Werk. Kriminalinspektor Heindl (mit Pfeife und Trenchcoat gekonnt gespielt von Erhrad Kranz) und sein Faktotum, Wachtmeister Wildmoser (Christian Zenzen ging in der Rolle ganz auf) müssen hingegen zum Jagen getragen werden. Und alle haben plötzlich ein Problem: Die Leiche ist verschwunden!

Natürlich handelt es sich bei dem - nur scheinbar - Toten um niemand anderen als Heinz, den Wirt, der nach der langen Weinprobe direkt im Keller seinen Rausch ausschlafen musste. Als er von den polizeilichen Ermittlungen erfährt, kann er das Missverständnis aber nicht ohne weiteres offenlegen, denn dann müsste er ja mit dem Rauswurf aus dem trauten Heim rechnen. Zum Glück kann er sich auf Putzfrau Erika verlassen: Zur Überraschung des gesamten Publikums hält sie alle Fäden in der Hand. Ihr gelingt es den Vorfall wie einen inszenierten Krimi-Event für die Hotelgäste wirken lassen und so alle Irrungen und Wirrungen zu einem guten Ende zu führen.

Nach den beiden Aufführungen konnte man nur fröhliche und zufriedene Gesichter erkennen. Zum gelungenen Gesamteindruck trug nicht zuletzt auch die freundliche und familiäre Atmosphäre in der Halle bei. In den Pausen spielten die Ellenzer Freizeitmusikanten auf, und für das leibliche Wohl war dank zahlreicher freiwilliger Helfer ebenfalls bestens gesorgt. So „gestärkt" hielt es manchen Gast bis in die frühen Morgenstunden in der Turnhalle.